Jährlich im Herbst melden sich etliche Igelfreunde und Gartenbesitzer in der NABU-Geschäftsstelle und erbitten Informationen, wie sie kleinen oder großen Igeln helfen können, den nahenden Winter zu überstehen. Ist denn der Igel wirklich so ein Pflegefall oder ein Wildtier, das bestens für das Leben im Freien ausgerüstet ist?!
Grundsätzlich möchten wir betonen, dass Igeln von Natur aus alle Fähigkeiten gegeben sind, den Winter in unseren Breiten eigenständig zu überstehen. Die Tiere fressen sich in den letzten Herbstmonaten genug Reserven an, um an geeigneten Orten den unwirtlichen Winter zu verschlafen.
Allerdings gibt es in fast jedem Jahr späte Würfe, die als noch sehr kleine Tiere in ihren ersten Winter gehen - unter diesen Tieren wird es bei harten Wintern viele geben, die es nicht schaffen - aber das ist eben eine Strategie der Natur: 'Nochmal etliche Jungtiere ins Spiel bringen und auf einen milden Winter hoffen.' Das mag uns als Menschen vielleicht nicht gefallen, aber so ist es nunmal. Und es wäre nicht richtig, alle diese kleinen Igel aus der Natur zu entnehmen, um sie in vermeintlicher Sicherheit über den Winter zu bringen. Hilfe für Wildtiere wie den Igel sollte sich auf die Aufnahme von wirklich kranken oder verletzten Tieren beschränken - diese wären dann am besten bei einem Tierarzt aufgehoben, der fachkundig entscheiden kann, wann das Tier wieder in die Natur entlassen werden kann.
Igel fühlen sich in naturnah gestalteten Gärten wohl - hier finden sie Schutz, können ungesehen agieren und finden vor allem genügend Nahrung. Sie können den stacheligen Gesellen also durch verschiedene Maßnahmen in Ihrem Garten die Überwinterung und auch das Leben im Sommer erleichtern:
Pflanzen Sie heimische Sträucher, die als Hecke oder Strauchgruppe Ruhe und Schutz gewähren. Harken Sie im Herbst anfallendes Laub in solchen oder anderen ruhigen Bereichen in Ihrem Garten zusammen. Hier können sich die Igel einwühlen und den Winter verbringen; dazu benötigen sie lockeren Boden, also keine feste Grasnarbe oder stark durchwurzelte Stellen.
Dies wäre auch ein geeigneter Ort für ein 'Igelhaus', in dem die Tiere überwintern können. Wie Sie ein 'Igelhaus' bauen, erfahren Sie in unserer 'Bauplansammlung' für Nisthilfen aller Art - Nisthilfen? Ja, durchaus (auch wenn man beim Igel eigentlich nicht von nisten spricht) Die Jungen werden gern auch im Schutz eines solchen Igelhauses im Frühjahr zur Welt gebracht.
Grundsätzlich sind naturnahe Bereiche in Ihrem Garten übers ganze Jahr hinweg Unterschlupf und Nahrungsquelle für die stacheligen Gesellen - in 'Wilden Ecken', ungemähten Wiesenbereichen oder ähnlichen Strukturen findet sich immer sehr viel Kleingetier ein, was dem Igel widerum ein frisch gedeckter Tisch ist...
Im Herbst und auch direkt nach dem Winterschlaf können Sie Igeln in Ihrem Gartenbereich geeignetes Futter anbieten - wir sprechen hier absichtlich von einer 'Zufütterung', da sich die Igel als Wildtiere keinesfalls ausschließlich durch solche Futterstellen ernähren sollten! Folgende Futterangebote sind für Igel sinnvoll:
Wasser und Nahrung sollten immer frisch sein! Richten Sie die Futterstelle am besten an einem ruhigen, geschützten Ort im Garten ein; vielleicht direkt in der Nähe eines speziell hergerichteten Winterunterschlupfes.
Igel gehören zu den durch das Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützten Arten. Sie dürfen nur im Falle von Verletzungen oder ernsthaften Erkrankungen in Pflege genommmen werden - und dies auch nur, bis die Tiere wieder gesundet sind!
Ist das Tier abgemagert, sind die Flanken eingefallen oder sind Verletzungen zu sehen? Irrt der Igel bei Frost und Eis durch den Garten, reagiert er nicht auf Berührungen? Sollten Sie entsprechende Tiere auffinden, so können Sie folgende Hilfsmaßnahmen ergreifen:
Sollte der Igel ernsthaft krank oder verletzt erscheinen oder kein Futter annehmen, ziehen Sie bitte einen Tierarzt zu Rate! Wenn übermäßiger Parasitenbefall vorliegt oder Igel ständig röcheln und husten, dann ist ihnen mit ein wenig Zufütterung allein nicht geholfen.
Als vermutlich hilfsbedürftig sind Igel einzustufen, die bei geschlossener Schneedecke nach Nahrung suchen, die bei nahendem Frost deutlich weniger als 500 g wiegen, apathische, offensichtlich unterernährte oder tagaktive Tiere (im späten Herbst ist die Tagaktivität jedoch durchaus normal!).
Grundsätzlich sollten Igel, die zeitweiliges Zwischenasyl beim Menschen erhalten, nicht an die Anwesenheit von Haustieren gewöhnt werden - es kann ihnen zukünftig in der freien Wildbahn zum Verhängnis werden, wenn sie ihre gesunde Scheu vor Katzen und Hunden verlieren!
Außerdem sollten Igel als klassische Einzelgänger auch getrennt und niemals in Gruppen gehalten werden, damit es nicht zu Beißereien kommt.
Weitere Informationen finden Sie im Internet auch unter www.pro-igel.de.
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