Fledermausschutz

Aktiv für die nächtlichen Jäger

Breitflügelfledermäuse nutzen gerne Dachgiebel und kleine Lücken am Mauerwerk von Gebäuden (Foto: E. Menz)
Breitflügelfledermäuse nutzen gerne Dachgiebel und kleine Lücken am Mauerwerk von Gebäuden (Foto: E. Menz)

Die Situation: An mehreren Orten im Oldenburger Land sind NABU-Aktive im Einsatz für den Fledermausschutz - und diese Tiere haben es nötig. Denn in den letzten Jahrzehnten sind die Fledermausbestände überall in Deutschland drastisch zurückgegangen. Alle 11 in Niedersachsen bekannten Fledermausarten stehen auf der "Roten Liste"! Die Gründe hierfür sind vielschichtig:

 

Zum Einen benötigen Fledermäuse einen Lebensraum mit unterschiedlichen Strukturen - so sind alte freistehende Baumbestände mit Aushöhlungen nötig, damit die Tiere im freien Anflug auf den Baum einen geeigneten Unterschlupf für den Tag finden. Offene Bereiche in der Landschaft dienen den meisten Fledermausarten zur Jagd; andere finden ihre Beute sehr flach über Gewässern. Eine ausgeräumte und eintönige Landschaft ist also kein Revier für Fledermäuse...

 

Alleinige Nahrungsquelle der bei uns heimischen Fledermäuse sind Insekten - diese befinden sich in den letzten Jahren aufgrund schwindender Lebensräume und dauerhafter Pestizideinsätze in der Landwirtschaft deutlich im Rückgang, was natürlich direkt auf die Fledermausvorkommen zurückschlägt.

 

Desweiteren sind die Fledermäuse als Endglied in der Nahrungskette von Pestizideinsätzen über die Aufnahme von belasteten Insekten besonders stark betroffen; es wird vermutet, dass dies negative Auswirkungen auf die Fortpflanzung der Fledermäuse hat.

Großer Abendsegler - ein typischer Baumhöhlenbewohner (Foto: E. Menz)
Großer Abendsegler - ein typischer Baumhöhlenbewohner (Foto: E. Menz)

Das Leben der Fledermäuse: Bereits im Spätsommer paaren sich die Fledermäuse, denn die Weibchen haben die erstaunliche Fähigkeit, den Samen des Männchens über den Winter zu erhalten und sich dann quasi selbst zum sehr zeitigen Frühjahr zu befruchten - so kommen die Jungen sehr früh im Jahr zur Welt, was die Entwicklungszeit im ersten Sommer verlängert und somit auch die Überlebenschance im ersten Winter erhöht.

 

Meist bekommt ein Weibchen genau ein Junges - was viele nicht wissen: die Fledermäuse sind Säugetiere, die Jungen werden also lebend geboren und in den ersten Wochen gesäugt! Die Weibchen vieler Arten bilden in den Schlafplätzen gerne größere Gruppen (dies wird oft als "Wochenstube" bezeichnet), während die Männchen eher ganzjährige Einzelgänger sind.

 

Viele Arten wie die recht häufigen Großen Abendsegler und die Breitflügelfledermaus sind bereits in der Abenddämmerung jagdaktiv, andere wie Zwergfledermaus oder Wasserfledermaus kann man erst in vollständiger Dunkelheit erwarten. Die Insektenjagd kann flach über Gewässern, in Baumwipfelhöhe oder auch wie bei der Breitflügelfledermaus in unterschiedlichsten Höhen stattfinden. Manche Arten "pflücken" sich ihre Beute direkt von Blättern in den Baumkronen.

 

Zur Jagd auf die teilweise sehr kleinen Insekten nutzen alle Fledermäuse ein Ultraschall-Echosystem: Für Menschen nur sehr selten hörbare hohe Rufe werden durch Insekten im Luftraum vor der Fledermaus reflektiert und das Echo wird von der Fledermaus mit ihren sehr empfindlichen Ohren aufgefangen. Man muss zugeben, dass die Fledermäuse ihre Umgebung genauer hören als wir Menschen sie sehen können...

Aktiv für Fledermäuse:

 

 In Oldenburg gibt es in jedem Sommer Fledermauswanderungen im Schlossgarten. Mit einem sogenannnten Bat-Detector, der die von Fledermäusen ausgestoßenen Ultraschalltöne in für Menschenohren hörbare Frequenzen umsetzt, können mittels der Rufmuster und der durch das Gerät angezeigten Tonfrequenzen die verschiedenen Fledermausarten auch im Dunkeln unterschieden werden. Im Oldenburger Schlossgarten finden sich regelmäßig fünf verschiedene Arten, die inzwischen schon von mehr als Tausend Teilnehmern bei der Jagd an warmen Sommerabenden beobachtet wurden.

 

 In Damme, genauer gesagt im Naturschutzzentrum Damme, wurden alte militärische Bunkeranlagen zu Fledermausheimen umfunktioniert. Hier können die Tiere in großer Anzahl und ganz ungestört bei der richtigen Temperatur und Luftfeuchtigkeit von der Jagd ausruhen.

 

Fast überall im Oldenburger Land werden mittlerweile abendliche Fledermausexkursionen durch örtliche NABU-Gruppen oder durch die Geschäftsstelle in Oldenburg angeboten.

 

Mehrere Hundert Fledermauskästen wurden bereits in der Region als Schlafplätze für die flatterhaften Jäger aufgehängt. Sie dienen als Ersatz für fehlende Baumhöhlen oder werden unter Dachüberständen an Hauswänden angebracht. Solche Kästen werden auch in der Geschäftsstelle in Oldenburg angeboten.

Alt Bunker - neues Leben: Seit 2013 werden auf Initiative der "NABU-Stiftung Oldenburgisches Naturerbe" und in Kooperation mit örtlichen Gemeinden, Vereinen und anderen Akteuren alte Schutzbunker im Bereich der Stadt Oldenburg und auch in der näheren Umgebung wie etwa in Hundsmühlen als Schlaf- und Überwinterungsquartiere für Fledermäuse hergerichtet.

 

Diese Quartiere werden zukünftig durch den Dipl. Biol. Volker Moritz (2.v.l. auf dem Foto) auf Beflug durch Fledermäuse hin geprüft. Zum Schutz der Fledermäuse sind die Bunker soweit verschlossen worden, dass keine menschlichen Störungen mehr erfolgen können. Lediglich ein kleiner Einflug bleibt geöffnet. Im Innenraum sind verschiedene Steinstrukturen angebracht worden, die den Tieren Haltemöglichkeiten und Schutz vor eventuellen Räubern geben.

BatMap: Gefördert durch die "Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung" führen fachkompetente Ehrenamtliche des NABU Niedersachsen eine landesweite Kartierung aller Fledermausarten durch - die Ergebnisse lassen sich unter www.batmap.de einsehen.

Infos

Fledermäuse - Flugkünstler der Nacht

 

Das NABU-Heft bietet reichhaltige Infos zu den nächtlichen Jägern.

 

DIN A5, 40 S., farbig, 1,50 Euro

 

Erhältlich in unserer NABU Geschäftsstelle